Gegen das Vergessen: Schulisch Gedenkfahrt nach Dachau
Auch in diesem Jahr besuchen die Schülerinnen und Schüler der 9. und 10. Klassen nach intensiver Vorbereitung im Unterricht die KZ-Gedenkstätte Dachau. Angesichts aktueller weltpolitischer Entwicklungen gewinnt diese Fahrt besondere Bedeutung. Der terroristische Angriff auf eine jüdische Feier am Bondi Beach in Australien mit zählreichen Toten und Verletzten sowie offen antisemitische und antiisraelische Äußerungen und Demonstrationen in Deutschland machen deutlich, wie wichtig historische Aufklärung und politische Bildung sind. Unsere Schülerinnen und Schüler müssen die Verbrechen der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft kennen, um extremistischen Ideologien, Falschinformationen und Propaganda – insbesondere in sozialen Medien – mit Wissen, Urteilsfähigkeit und Haltung begegnen zu können.
Schon beim Betreten des Lagergeländes durch das Tor mit der zynischen Inschrift „Arbeit macht frei“ entsteht eine beklemmende Atmosphäre. Auf dem weitläufigen Appellplatz, dem im Winter ein kalter Wind ausgesetzt ist, wird spürbar, welchen unmenschlichen Bedingungen die Häftlinge ausgesetzt waren – selbst heute, gut geschützt durch warme Kleidung, ist die Kälte kaum zu ertragen.
Die Ausstellung im ehemaligen Wirtschafts- und Verwaltungsgebäude vermittelt einen eindrücklichen Überblick über das System der Konzentrationslager. Vielen wird hier erstmals bewusst, wie zahlreich diese Lager waren und wie nahe sie sich an unseren heutigen Wohnorten befanden. Die Entwicklung des Konzentrationslagers Dachau von seiner Errichtung bis zur Befreiung durch amerikanische Truppen sowie die individuellen Schicksale der Gefangenen werden eindringlich dargestellt. Ein begleitender Film vertieft diese Eindrücke und macht das Leid der Opfer auf bewegende Weise nachvollziehbar. Neu hinzugekommen ist eine Abteilung, die über die Prozesse der Wachmannschaften und Aufseher informiert. So werden die Täter und ihre Schicksale sichtbar.
Beim Rundgang über das Gelände – vorbei an den Baracken, den entwürdigenden sanitären Anlagen, den Wachtürmen sowie den Gaskammern und Krematorien – wird unmissverständlich deutlich: Solche Verbrechen dürfen sich niemals wiederholen. Die bewusste Auseinandersetzung mit der Vergangenheit ist ein zentraler Beitrag zur Förderung von Menschlichkeit, Toleranz und demokratischen Werten. Diese Erinnerungskultur muss für alle Menschen in unserer Gesellschaft gelten und weitergegeben werden – als klares Zeichen dafür, dass Antisemitismus, Judenhass und jede Form von Ausgrenzung keinen Platz haben.
Thomas Held